Woran erkenne ich einen guten Coach?

Wenn Sie zum Zahnarzt gehen, können Sie als dem Mediziner unterstellen, dass er eine Spezialausbildung absolviert hat und dabei hohe Prüfungsstandards bewältigen musste. Wenn Sie sich einen Coach suchen, weil zum Beispiel Ihre Karriere in der Sackgasse steckt, ist das allerdings nicht ganz so einfach.

Schließlich ist die Bezeichnung “Coach” im Gegensatz zu “Zahnarzt” nicht geschützt. Doch wer bereits bei der Recherche nach einem geeigneten Karrieretrainer die richtigen Fragen stellt, erspart sich später unter Umständen einige Überraschungen.

Den richtigen Coach finden – So geht’s

Denn die kommen den Klienten in der Regel teuer zu stehen. Schließlich bietet Ihr Coach seine Dienste nicht aus lauter Freundschaft an. Im Folgenden verraten wir Ihnen ein paar Kriterien, an denen Sie einen kompetenten Coach erkennen:

Information

Kennen Sie Menschen, die schon einmal bei einem Coach waren? Das können Freunde sein oder Kollegen. Erkundigen Sie sich bei denen, was für Erfahrungen sie gemacht haben. Vielleicht können Sie so auch schon die eine oder andere Empfehlung geben bzw. von wem abraten.

Coaching-Verbände

Das Problem der fehlenden Namensrechte ihrer Sparte haben auch viele Coaches erkannt. Darum gründeten sich mit der Zeit einige Coaching-Verbände. Die Mitglieder verbürgen sich zur Einhaltung hoher Qualitätskriterien, u.a.:

  • Sie müssen unter anderem selbst einige Jahre in einem Beruf gearbeitet haben,
  • Sie dürfen keine unseriösen / manipulativen Methoden anwenden
  • Sie verpflichten zu regelmäßiger Beratung zwischen Coaching-Kollegen (Intervision)

Ratsuchende können sich anhand der Mitgliederliste orientieren und bekommen Hilfe bei der Auswahl geeigneter Karrieretrainer.

Angebote vergleichen

Wenn Sie dabei fündig werden, werden Sie voraussichtlich einige Zeit mit Ihrem Coach verbringen. Während des Coaching-Programms werden Sie ihm persönliche Dinge anvertrauen. Daher spielt gegenseitige Sympathie eine große Rolle für Ihr Vorhaben.

Stürzen Sie sich also nicht gleich auf das erstbeste Angebot, sondern vergleichen Sie gegebenenfalls mehrere Coaches. Erkundigen Sie sich bei den Kandidaten nach einem unverbindlichen Probetermin (bei vielen Trainern gehört so etwas ohnehin zum Standard).

Kein Zehnkämpfer ist in allen Disziplinen gleich gut. Das gilt auch für Coaches: Jeder hat Spezialgebiete – und Grenzen. Fragen Sie nach Referenzen und Erfahrungen, aber vor allem: Erkundigen Sie sich gezielt nach Dingen, die für Sie persönlich wichtig sind.

Ein seriöser Coach weiß, was er kann – und was nicht. Auf Wunsch schickt er Ihnen sein Angebot auch schriftlich zu (Preise, Leistungen etc.). Damit können Sie unterschiedliche Programme miteinander vergleichen.

Ausbildung & Referenzen

Den Probetermin können Sie unter anderem dazu nutzen, persönlich nach Referenzen Ihres Gegenübers zu fragen:

  • An welchem Institut hat er sein Handwerk gelernt?
  • Wie steht es um die Berufspraxis außerhalb des Coachings?
  • Wie lange ist er schon als Coach tätig?
  • Was für Fälle hat er bisher bearbeitet?
  • Kann er evtl. eigene Veröffentlichungen vorweisen?

Jeder Karriere- und Persönlichkeits-Trainer hat außerdem einen “Supervisor”, sprich: einen erfahrenen Kollegen (Ausbilder) oder als kontrollierende Instanz, der ihn bei Problemstellungen berät. Das Fachgespräch verhindert zum Einen Betriebsblindheit.

Zum Anderen sorgt es für die professionelle Distanz zum Fall des Klienten. Informieren Sie sich also gezielt nach dem Supervisor. Wenn Ihr Gegenüber Ihnen nicht folgen kann oder keinen vorzuweisen hat, bedanken Sie sich für das Gespräch, verabschieden sich höflich und suchen sich einen anderen Coach.

Auch, wenn Sie merken, dass Ihr Gesprächspartner über Gebühr Werbung für sich macht, sollten Sie skeptisch werden. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass er Ihren Auftrag nötig hat. Ein seriöser Coach sollte aber prinzipiell unabhängig von persönlichen Interessen zu Werke gehen.

Stattdessen überlässt er es dem “Coachee” (also Ihnen), ob Sie mit ihm zusammenarbeiten möchten oder nicht.

Transparenz

Transparenz schafft Vertrauen. Seriöse Persönlichkeitstrainer erklären Ihnen daher selbstverständlich, nach welchen Prinzipien sie vorgehen. Ein professionelles Coaching erkennen Sie unter anderem an folgenden Grundsätzen:

  • Er gibt nur Denkanstöße (“Hilfe zu Selbsthilfe”).
  • Ziel ist es, diese Hinweise auf Situatinen außerhalb des Coachings anzuwenden.
  • Er beurteilt nicht, sondern überlässt es Ihnen, wie Sie Ihre Umwelt bewerten.
  • Er respektiert Ihre Freiheit, selbst zu erkennen, was Sie persönlich ändern wollen.
  • Er gesteht Ihnen zu, selbst zu wissen, was Sie dafür zu leisten imstande sind.

Methodik

Im Laufe der vergangenen Jahre hat sich eine Reihe von Techniken etabliert, mit denen Coaches Ihren Klienten ans Ziel bringen können. Zu den gängigsten zählen folgende:

Aktives Zuhören

Der Coach lässt den Klienten ausreden. Er hält sich mit der eigenen Meinung zurück. Stattdessen entschlüsselt er die Worte des Erzählenden. Beispiel: (Klient) “Seit Kurzem herrscht unter den Mitarbeitern ein super Teamgeist.” – (Coach) “Sie fühlen sich wohl in dieser Situation.”

Das hilft dem Coachee unter anderem, seine Position in einem sozialen Zusammenhang zu klären und zu verarbeiten. Aktives Zuhören stärkt das Vertrauensverhältnis zwischen den Gesprächspartnern. Indem der Ratsuchende merkt, dass seine Emotionen prinzipiell akzeptiert werden, kann er sie selbst auch leichter annehmen. Damit wird die Grundlage zur persönlichen Weiterentwicklung geschaffen.

Zirkuläre Fragen

Bei zirkulären Fragen führt der Coach spiegelt er die Aussagen des Klienten, indem er eine Außenposition einführt. Beispiel: “Was glauben Sie, denken Ihre Kunden über diese neue Produktlinie”? Diese Fragetechnik erlaubt dem Klienten, eine Meinung zu äußern, ohne dass er persönlich dazu Stellung nehmen muss.

Falls der Klient bisher keinen Zugang zu seiner emotionalen Stellung in einem Konflikt hatte, bekommt er sie vielleicht jetzt. Eine weitere Chance für einen konstruktiven Prozess.

Feedback

Beim Feedback reagiert der Coach direkt auf die Äußerungen des Klienten. Das heißt, er formuliert Beobachtungen und kommentiert Aussagen, die der Coachee unter Umständen selbst nicht gesehen hätte. Aussagen wie „Auf mich wirkt es so, dass…“, „Ich nehme gerade wahr, dass…“, „Ich habe den Eindruck, dass…“

Oder er stellt Fragen zum Abschluss, die den Klienten seine eigene Position erkennen lassen, z.B. “Ist es richtig, dass Sie sich in dieser Situation benachteiligt fühlen?”

Möglich ist auch, dass das Coaching-Gespräch zunächst von einer Gruppe (dem “Reflecting Team”) passiv verfolgt wird. Erst nach Abschluss des Gesprächs berichtet es über seine Wahrnehmung des Coachees.

Ähnlich funktioniert das “Shadowing” (dt.: “Beschatten”): Hierbei begleitet der Coach seinen Klienten über Tage  durch das coaching-relevante Umfeld (z.B. Beruf). Wichtig ist, dass der Coach selbst nur im Hintergrund bleibt und beobachtet.

Während der “Beschattung” greift er nicht ins Geschehen ein, sondern gibt erst nach Abschluss des vereinbarten Zeitraums ein Feedback. Darüber hinaus gibt es auch schriftbasierte Coaching-Methoden (Evaluation, Fragebögen), aber auch analytische Tools (Karriere-, Ziel-, Werte-Analyse, Rollenverständnis) und Rollenspiele zu bestimmten Themen.

Grenze zur Psychotherapie

Wenn Sie sich einen Coach nehmen, vergewissern Sie sich, dass Sie grundsätzlich in einer stabilen psychischen Verfassung sind. Denn eines ist ein Coaching ganz sicher nicht: Eine Psychotherapie. Das heißt: Sollte Ihr Anliegen an den Trainer nicht nur ein “falsch gelerntes Verhalten” sein, sondern schwerwiegende seelische Ursachen haben, sind Sie bei ihm an der falsche Adresse.

Für psychische Erkrankungen (z.B. Angst, Depression) ist er ebenso wenig zuständig wie für Persönlichkeitsstörungen in Verbindung mit Süchten (Alkohol, Drogen, Medikamente, Bulimie, Sex). Allerdings verfügt ein guter Coach über das notwendige psychologische Know-How, um einzuschätzen, ob er Ihnen im Rahmen seiner Möglichkeiten helfen kann bzw. ob er es überhaupt darf.

Sprechen Sie also möglichst frühzeitig mit Ihrem Coach über sein Selbstverständnis. Er wird Ihnen auch erklären können, wo er selbst die Grenze zieht zwischen Beratung und Therapie.

Weiterführende Links

Coach-Datenbank – Übersicht qualifizierter Karrieretrainer
Coaching-Lexikon – Liste und Prinzpien europäischer Coaching-Verbände
zehn.de – Informative und unterhaltsame Listen zu Karriere- und Lifestyle-Themen.

Fabian Köhler